Flammendes Plädoyer für mehr Musik an Schulen

Das war ein flammendes Plädoyer für mehr Musik an unseren Schulen und im Unterricht: Im Rahmen einer Veranstaltung der FDP-Fraktion lud der Landtagsabgeordnete Alexander Muthmann zu einer Gesprächsrunde ins Freyunger Kurhaus ein. Und am Ende waren sich alle einig: Musik ist nicht nur gut, sondern auch wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen und macht glücklich. „Sie muss in der Bildungsarbeit künftig eine viel wichtigere Rolle spielen!“, folgerte Muthmann.
Der Impulsvortrag von Prof. Dr. Gabriele Schellberg (Professur für Musikpädagogik an der Universität Passau) brachte es auf den Punkt: „Musik hat eine heilende Wirkung, baut Stress ab und fördert die Gemeinschaft!“ Mit einer kurzen musischen Gemeinschaftsübung wurde dies mehr als deutlich. Und: „Musik macht Spaß, Musik ist gar nicht so schwierig!“ Nicht ganz so einfach ist hingegen die Situation der musischen Fächer in den Lehrplänen der bayerischen Schulen, verdeutlichte Alexander Muthmann, der als Moderator durch den Abend führte. „Wegen des Lehrermangels ist es sogar schwierig, dass die jetzige Struktur erhalten bleibt. Fächer wie Musik, Kunst oder Sport werden stiefmütterlich behandelt und dümpeln vor sich hin. Dabei sind und wären sie genauso wichtig wie Schreiben, Lesen oder Rechnen!“

Dies bestätigte Roswitha Bumberger, Rektorin der Grundschule Schönberg, aus der Praxis: „Es sehr schade und ich bin teilweise entsetzt, wie kreative Schwerpunkte so vernachlässigt werden. Denn es ist nachweislich so: Wer Musik und Sport macht, der lernt besser!“ Dr. Helmut Kaltenhauser (Präsident Bayerischer Musikrat e.V., Vize-Präsident des Maintal-Sängerbundes, Mitglied des Bayerischen Landtages) kritisierte, dass es wegen der fehlenden Lehrkräfte seitens des Kultusministeriums eine starke Konzentration auf Fächer wie Mathe, Deutsch und Sprachen gäbe. „Doch ohne Musik sind auch diese Kenntnisse bei Schülern nichts wert. Wir müssen der Musik den Wert geben, den sie verdient. Das darf nicht hintenangestellt werden!“
Robert Maier, Vorsitzender des Musikvereins Schlag e.V. und langjähriger ehrenamtlicher Ausbilder von Kindern und Jugendlichen, kann ein Lied davon singen und ist zugleich ein Beispiel, wie es eben auch anders gehen kann: Als er den Musikverein vor 19 Jahren übernommen hat, zählte dieser gerade einmal 25 Mitglieder. Dann wurde an der Grundschule Grafenau eine Bläserklasse installiert. Das Angebot begeisterte die Kinder im Unterricht – und sorgte auch für Nachwuchs im Musikverein. „Heute zählen wir über 100 Aktive!“ Und was die draufhaben, zeigte eine kleine Delegation der Blechbläser und übernahm die musikalische Umrahmung der Veranstaltung.

Christoph Skutella, freiberuflicher Musiklehrer und Mitglied des Bayerischen Landtages, kennt die Probleme ebenfalls aus der Praxis. „Es bräuchte in den Lehrplänen ein ordentliches Stundenkontingent und genügend Zeit für die Lehrer. Musik muss als Bestandteil humanistischer Bildung einen viel höheren Stellenwert haben.“ Nur so könnten sich die beschriebenen Vorteile für die Persönlichkeit der Heranwachsenden positiv entfalten: „Denn kein Kind ist unmusikalisch, es trifft vielleicht nur nicht gleich immer den richtigen Ton!“
Dies bestätigte Roland Pongratz, Musikalischer Leiter der Freyunger Volksmusikakademie, der mit seinem 2019 eröffneten Haus Musikerinnen und Musikern aus Nah und Fern eine professionelle Möglichkeit zum Üben und Proben geben kann. Mit dem Projekt „Volksmusik macht Schule“ etwa konnten ganze Klassen in der Akademie Instrumente praktisch ausprobieren – „und so eine erste intensive Berührung mit der Musik erleben“. Und dann sei es eben passiert, dass danach manche Eltern angerufen hätten: „Mein Kind ist total begeistert! Wo kriege ich jetzt eine Trompete her?“ Vor der Gesprächsrunde führte Pongratz interessierte Gäste durch die Volksmusikakademie und sorgte für Staunen, was die Stadt Freyung hier im ehemaligen Stadel einer Brauerei geschaffen hat.

In einer Abschlussrunde stellten die Podiumsteilnehmer in den „Freyunger Thesen“ die Bedeutung der musischen Bildung im schulischen Bereich noch einmal heraus. Für Muthmann und seine beiden Kollegen aus dem Landtag war dies - gepaart mit den leidenschaftlichen Wortmeldungen aus dem Publikum - ein klarer politischer Auftrag: „Wir sehen uns ermutigt und erkennen sehr deutlich, dass dieses Thema es wert ist, weitergetragen zu werden zu den Fachakteuren im Kultusministerium. Wir brauchen einen stärkeren Fokus auf die persönlichkeitsbildenden Elemente im Unterricht wie die Musik!“
